18/02/2015
von Martin Eichenberg
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Die Sache mit dem Internet ist in Neuseeland ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite steht die nationale Infrastruktur und die Anbindung der Haushalte, auf der anderen Seite der globale Uplink an den Backbone.
Mobiles und Breitbandinternet zu Hause
Fiber fuer alle!
Die neuseelaendische Regierung hat das mit dem Internet offensichtlich verstanden, zumindest zum Teil (wie wir spaeter sehen werden). Der Ausbau des nationalen UFB (Ultra Fast Broadband) laeuft auf Hochtouren und wird vom Staat saftig gesponsert. Fast 1 Milliarde Euro wurden in den Topf geworfen. Strasse fuer Strasse wird in grossen Staedten mit Glasfaser erschlossen und Haeuser auf Wunsch mit selbigem verkabelt: Der Endkunde zahlt keinen cent fuer die Installation. Bei uns waren damals 3 Herrschaften ueber einen gesamten Tag mit der Installation beschaeftigt. Als Ergebnis sitzt nun in unserem Wohnzimmer ein Fibermodem an der Wand und blinkt freudig. Im Anschluss kann ein Provider der Wahl Internet liefern. Standard sind 100 Mbit/s down, 50 Mbit/s up fuer rund 60Euro im Monat. Eine Drosselung findet nicht statt. Chorus (der Fiberprovider) und Orcon (ein ISP) haben nun in Dunedin mit dem Gigabit rollout begonnen. 1Gbit/s down, 500 Mbit/s up fuer unschlagbare 55 Euro/Monat.
80 Mbit/s mobil
Im Mobilen Umfeld sieht es aehnlich rosig aus. Die grossen mobilen TelCos haben in den letzten Jahren ordentlich in ihr 4G Netz investiert, und der nationale Rollout laeuft auf vollen Touren. Die Preisstrukturen im Prepaid Umfeld entsprechen in etwa dem, was wir in Deutschland gewohnt sind. Ich persoenlich nutze die Discountmarke des vormals staatlichen Telcos (heute Spark). Der mobile(!) Datendurchsatz kann sich durchaus sehen lassen.
Der Uplink in die grosse weite Welt
Neuseeland ist eine Inselgruppe mitten im Pazifik und die Anbindung an das Internet ist nicht wirklich berauschend. Neuseeland haengt mit zwei Uergabepunkten am Southern Cross Cable. Das Kabel verbindet Australien mit den USA und macht unterwegs auf ein paar Inselchen Station. Neuseeland ist eine davon. Das Kabel hat eine Gesamtkapazitaet von rund 3.6 Tbit/s. Daneben gibt es noch ein weiteres Kabel nach Australien, mehr aber auch nicht. Entsprechend schlecht ist die Verbindung in die USA und die Kiwis maulen … zu Recht. Es gibt immer wieder Versuche von Firmen ein weiteres Kabel in die USA zu legen, aber es scheitert meist am Investorenmangel. Unser Freund aus Kiel wollte vor einiger Zeit ebenfalls Geld in den Ring werfen, aber auch das hat nicht funktionert. Der Nächste Hoffnungsträger heisst Hawaiki, die (wenn ausreichend Investoren aufspringen) bereits 2017 ein Kabel in Richtung USA in Betrieb nehmen wollen.
Fazit: CDNs for the win
Ohne CDNs saehe es duester fuer Neuseeland aus. Die Haushalte sind top angebunden und die mobile Infrastruktur glaenzt, vorallem in den Ballungsgebieten, mit irren Bandbreiten. Leider bekommt man die Daten nicht zuegig genug auf die Inseln. Die Latenzen in die USA (180ms) und nach Europa (380ms) sind hoch, und die hops unzaehlbar. Conten Delivery Networks federn die Isolation spuerbar ab. Softwaredownloads sind in der Regel rasend schnell und auch content streaming funktioniert überraschend gut. Das Lesen der heimischen Nachrichtenportale ist jedoch mit großen Schmerzen verbunden, und die Netzwerklatenzen werden sich auch durch neue Kabel nicht wegoperieren lassen. Wir sind nunmal am schönsten Ende der Welt … 18300km vom #Neuland entfernt.